Armutsgefährdungsquoten nach Bundesländern 2017: von einheitlichen Lebensverhältnissen keine Spur

In welchen Bundesländern das Armutsrisiko am höchsten ist

24.9.2018 – Das Statistische Bundesamt hat jetzt die Armutsgefährdung für die Bevölkerung nach Bundesländern aufgeschlüsselt. Die Gefahr war 2017 in Bremen am größten, in Baden-Württemberg und Bayern am niedrigsten. Zu den Verlierern insgesamt gehörten wieder Kinder, Alleinerziehende und Arbeitslose.

Die Armutsgefährdungsquote war 2017 nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich stark ausgeprägt.

Sie lag in den südlichen Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern mit 12,1 Prozent am niedrigsten. Mit etwas Abstand folgte Hamburg mit 14,7 Prozent.

Das bundesweit höchste Armutsrisiko wies Bremen mit 23 Prozent gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 21 Prozent und Mecklenburg-Vorpommern mit 19,4 Prozent auf. Im Vergleich zum Vorjahr (VersicherungsJournal 30.8.2017) blieben im Ländervergleich die Spitze und der untere Bereich unverändert.

Definition von Armutsgefährdung

Die Armutsgefährdungsquote ist ein Indikator zur Messung der relativen Einkommensverteilung. Als armutsgefährdet gelten nach einer Definition der Europäischen Union Menschen, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Einkommens (Median) der Bevölkerung in Privathaushalten auskommen müssen, erklärt das Statistische Bundesamt.

Berechnet wird das bedarfsgewichtete Einkommen (Äquivalenzeinkommen) „auf Basis der 1994 entwickelten neuen OECD-Skala […]. Nach dieser wird der ersten erwachsenen Person im Haushalt das Bedarfsgewicht 1 zugeordnet, für die weiteren Haushaltsmitglieder werden kleinere Gewichte eingesetzt (0,5 für weitere Personen im Alter von 14 und mehr Jahren und 0,3 für jedes Kind im Alter von unter 14 Jahren), weil angenommen wird, dass sich durch gemeinsames Wirtschaften Einsparungen erreichen lassen“, führen die Statistiker aus.

Wer in Deutschland weniger als 12.726 Euro im Jahr verdient, gilt nach dem Stand des Jahres 2016 als armutsgefährdet, erklärt das Portal Statista GmbH. Für 2017 liegt noch keine Auswertung für den Schwellenwert der Armutsgefährdung vor.

Armutsquote nach Bundesländern

Deutlich unterschieden sich die Armutsgefährdungsquoten laut den Auswertungen des Statistischen Bundesamts 2017 zwischen Ost- und Westdeutschland: Im früheren Bundesgebiet (ohne Berlin) hatten 15,3 Prozent der Bevölkerung ein erhöhtes Armutsrisiko. In den neuen Ländern (einschließlich Berlin) waren 17,8 Prozent der Menschen von finanzieller Bedrängnis bedroht.

Das Armutsrisiko im Bundesdurchschnitt bezifferten die Statistiker für das vergangene Jahr auf 15,8 Prozent. Diese Angaben basieren auf dem Mikrozensus 2017.

Mehr Gewinner als Verlierer

Im Vergleich zu 2016 stieg das Armutsrisiko in vier Bundesländern. In Nordrhein-Westfalen nahm es um 0,9 Prozentpunkte und damit am stärksten zu. Es folgen Bremen mit plus 0,4 Punkten, Hessen mit plus 0,3 Punkten, Baden-Württemberg plus 0,2 und Rheinland-Pfalz mit einem Zuwachs von 0,1 Prozentpunkten.

Allerdings gab es mehr Bundesländer, denen die Statistiker 2017 eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr attestierten. Dazu gehörten nach der aktuellen Auswertung:

  • Mecklenburg-Vorpommern minus 1,0 Prozentpunkte,
  • Sachsen minus 0,9,
  • Thüringen minus 0,9,
  • Brandenburg minus 0,6,
  • Saarland minus 0,4,
  • Sachsen-Anhalt minus 0,4,
  • Schleswig-Holstein minus 0,3,
  • Berlin minus 0,2,
  • Hamburg minus 0,2.

Unverändert blieben die Quoten in Bayern und Niedersachsen.

Risikogruppen sind Kinder, Alleinerziehende und Arbeitslose

Als besondere Problemgruppen nannten die Statistiker Alleinerziehende und Erwerbslose. Besonders deutlich zeigt sich die Gefahr bei Menschen ohne Arbeit. Hier liegt die Armutsgefährdungsquote 2017 bei 57,2 (Vorjahr: 56,9) Prozent.

Zum Vergleich: Für Selbstständige, einschließlich mithelfender Familienangehörigen, berechneten die Statistiker 8,9 (8,7) Prozent, bei abhängig Erwerbstätigen nur 7,7 (7,6) Prozent.

Bei Rentnern und Pensionären betrug die Armutsgefährdungsquote im vergangenen Jahr 16 (15,9) Prozent. Schlechter sieht es dagegen bei Kindern und Jugendlichen aus (Personen unter 18 Jahren): Hier waren 20,6 (20,4) Prozent von Armut bedroht.

Portal Sozialpolitik

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