„Dauerhafte Armut und verfestigter Reichtum“ – Stabilität der Demokratie in Gefahr

REPORT Nr. 43, November 2018
DAUERHAFTE ARMUT UND VERFESTIGTER REICHTUM
WSI-Verteilungsbericht 2018
Dorothee Spannagel
AUF EINEN BLICK
Der diesjährige Verteilungsbericht des WSI zeigt, dass Armut und Reichtum zunehmend dauerhafter werden. Auf Basis der SOEP-Daten werden Einkommensarmut und Einkommensreichtum betrachtet. Der Bericht geht der Frage nach, wie sich der Bevölkerungsanteil, der dauerhaft von Armut betroffen ist bzw. der dauerhaft in Reichtum
lebt, seit Beginn der 1990er Jahre entwickelt hat.

Die Analysen belegen: Vor allem Armut hat in sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verfestigt, aber auch Reichtum wird immer dauerhafter. Besonders ausgeprägt sind diese Prozesse in Ostdeutschland. Die Verfestigung von Armut und Reichtum hat gravierende gesellschaftspolitische Folgen. Wer dauerhaft in Armut lebt, läuft Gefahr, massiv in seiner sozialen Teilhabe eingeschränkt zu sein. Verfestigter Reichtum wiederum droht zu einem geschlossenen Zirkel zu werden, der sich zunehmend von der Mitte der Gesellschaft entfernt. Um einen solchen Drift in zweierlei Richtungen zu vermeiden und insbesondere dauerhafte Armut zu bekämpfen, sind bildungs- und arbeitsmarktpolitische Reformen
ebenso notwendig wie Maßnahmen, welche die soziale Durchmischung aller Bevölkerungskreise sichern kann“, schreibt WSI-Verteilungsexpertin Dr. Dorothee Spannagel in ihrer Studie, die heute auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt wird.
Doch die Realität sehe anders aus, warnt die Forscherin. „Nicht nur geht die Einkommensschere auf, auch die Lebenswelten von Armen, Mittelschicht und Reichen fallen immer weiter auseinander.“ Dieser Prozess beschleunige sich, wenn die soziale Mobilität weiter sinke, weil auf die Dauer beispielsweise die soziale Mischung von Wohnvierteln abnehme. „Nur, wenn es gelingt, verfestigte Armut aufzubrechen und zu verhindern, dass sich die Reichen von der Gesellschaft absetzen, gelingt es auch, jene gut integrierte gesellschaftliche Mitte zu erhalten und zu stärken, auf der die Stabilität unserer Demokratie beruht“, betont die WSI-Expertin.
Die WSI-Verteilungsexpertin Dorothee Spannagel sieht die Stabilität der Gesellschaft durch diese Entwicklungen bedroht. Das „Gründungsversprechen der deutschen Demokratie“ beruhe darauf, dass sich alle Menschen „aus eigener Leistung“ einen Platz in der Mitte der Gesellschaft sichern könnten. Doch die Realität sehe anders aus, konstatiert die Wissenschaftlerin. Die Einkommensschere öffne sich weiter, die „Lebenswelten von Armen, Mittelschicht und Reichen fallen immer weiter auseinander“, schreibt die Autorin.
Und hier die Studie:

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