Freie Wohlfahrtspflege fordert mehr Förderung für ältere Langzeitarbeitslose – Über zwei Drittel in Herne länger als 4 Jahre im Hartz-IV-Bezug

Zwei Drittel aller Langzeitarbeitslosen über 55 Jahre sind in Herne
länger als 4 Jahre im Hartz-IV-Bezug
Die Zahlen für Herne:
Verweildauer im SGB II – 55 Jahre und älter (Juni 2018)

 

4 Jahre u.länger   70,6%      1.800           67,3% NRW

2-4 Jahre             13,0%         331           13,7% NRW

1-2 Jahre              7,7%          196             8,5% NRW

bis 1 Jahr              8,7%          221           10,5% NRW

 

Verweildauer im SGB II – 15 bis unter 55-Jährige (Juni 2018)

4 Jahre u.länger    40,7%     5.826             41,5% NRW

2-4 Jahre              23,7%     3.398             19,9% NRW

1-2 Jahre              17,1%     2.449             18,0% NRW

bis 1 Jahr              18,5%     2.651             20,6% NRW

 

Verdeckte Arbeitslosigkeit – Personen nach §53a SGB II

2011:  529 Personen Herne        20.598 Personen NRW

2013:  696 Personen Herne        37.991 Personen NRW

2017:  943 Personen Herne        44.009 Personen NRW

Das bedeutet für Herne einen Anstieg um 78,3 %.
Für NRW einen Anstieg um 113,7 %.

(zusammengestellt von Norbert Kozicki)

 

Pressemitteilung

Freie Wohlfahrtspflege NRW mahnt:

Ältere Arbeitslose nicht aufs Abstellgleis schieben

Düsseldorf, 11. Dezember 2018

Die Bevölkerung wird immer älter und es fehlen Fachkräfte. Daher werden auch ältere Arbeitnehmer dringend gebraucht. Doch wer sich mit 55 Jahren neu bewerben muss, findet nur schwer einen Job. Der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW fordert mehr Anstrengungen von Politik und Wirtschaft, um das Potenzial älterer Arbeitsloser zu heben.

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko des dauerhaften Hartz IV-Bezugs und damit der Altersarmut. In NRW sind vier von fünf Hartz IV-Empfängern ab 55 Jahren seit mindestens zwei Jahren auf diese staatliche Unterstützung angewiesen, zwei von drei sogar seit über vier Jahren. 44.000 Hartz IV-Bezieher, die das 58. Lebensjahr vollendet haben, fehlen in der Statistik der Arbeitslosen komplett, da sie aufgrund einer Sonderregelung nicht mehr erfasst werden.

„Selbst in diesem Alter haben die allermeisten Menschen noch fast zehn Berufsjahre bis zum Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze vor sich. Es ist unwürdig, ihnen keine Chance mehr auf einen Job zu geben“, kritisiert der Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege NRW, Christian Heine-Göttelmann. „Wir müssen alles daran setzen, ihnen so lange wie möglich den Zugang zu sinnstiftender, guter Arbeit offenzuhalten.“

Ältere Hartz IV-Bezieher ab 50 Jahren nehmen laut Arbeitslosenreport NRW dreimal seltener an Maßnahmen zur beruflichen Weiterbildung teil als jüngere Hartz IV-Bezieher. Dabei gelten als Hauptgründe für ihre Schwierigkeiten bei der Jobsuche fehlende oder veraltete berufliche Qualifikationen, aber auch Vorbehalte von Arbeitgebern. „Für ältere Arbeitslose müssen spezifische Weiterbildungs- und Förderangebote entwickelt und finanziert werden“,

Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände
der Freien Wohlfahrtspflege
des Landes Nordrhein-Westfalen

Pressestelle
c/o Diakonisches Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. – Diakonie RWL Sabine Damaschke
Lenaustraße 41, 40470 Düsseldorf
Telefon: 0211 6398-286
Telefax: 0211 6398-277
E-Mail: presse@freiewohlfahrtspflege-nrw.de

An die Medien in NRW

11. Dezember 2018

Auch sei für die Beratung mehr Zeit nötig, was wiederum einen besseren Betreuungsschlüssel bei den Jobcentern erfordere.

Der Arbeitslosenreport zeigt aber auch, dass ältere Menschen überproportional häufig in Arbeitsgelegenheiten oder in geförderten sozialversicherungspflichtigen Stellen beschäftigt sind (41 Prozent der Fördermaßnahmen). „Für ältere Langzeitarbeitslose, die große gesundheitliche Probleme oder besondere soziale Schwierigkeiten haben, ist ein solcher Arbeitsplatz oft die einzige realistische Chance, ihr Menschenrecht auf Arbeit zu verwirklichen“, erklärt der Vorsitzende. „Auch deshalb freuen wir uns über den Ausbau öffentlich geförderter Arbeitsplätze mit Sozialversicherungspflicht und Arbeitsvertrag, den das Teilhabechancengesetz ab Januar 2019 möglich machen wird.“

Die Freie Wohlfahrtspflege fordert, in besonderen Härtefällen den betroffenen Menschen auf Wunsch eine entfristete Fortsetzung ihrer öffentlich geförderten Beschäftigung bis zum Erreichen der gesetzlichen Regelaltersgrenze zu ermöglichen. „Arbeit bedeutet Wertschätzung, soziale Teilhabe und Tagesstruktur“, betont Heine-Göttelmann. „Das wünschen sich auch ältere Menschen. Sie haben ein Recht darauf, eines Tages aus der Arbeit und nicht aus der Arbeitslosigkeit in Rente zu gehen.“

Hintergrund:

Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den „Arbeitslosenreport NRW“. Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und zur Zahl der Personen in Bedarfsgemeinschaften, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet unter www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden.

Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Sozialpolitik und Arbeitsmarktforschung (ISAM) der Hochschule Koblenz.

In der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW haben sich 16 Spitzen-verbände in sechs Verbandsgruppen zusammengeschlossen. Mit ihren Einrichtungen und Diensten bieten sie eine flächendeckende Infrastruktur der Unterstützung für alle, vor allem aber für benachteiligte und hilfebedürftige Menschen an. Ziel der Arbeit der Freien Wohlfahrtspflege NRW ist die Weiterentwicklung der sozialen Arbeit in Nordrhein-Westfalen und die Sicherung bestehender Angebote. Die Freie Wohlfahrtspflege NRW weist auf soziale Missstände hin, initiiert neue soziale Dienste und wirkt an der Sozialgesetzgebung mit.

Die Materialien mit den Tabellen für die Städte in NRW und für Herne:

Arbeitslosenreport_NRW_2018-4_AEltere_Menschen_im_SGB_II AEltere_Menschen_im_SGB_II

AEltere_Menschen_im_SGB_II

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