Erntezeit für Aktionäre beginnt jetzt: Rekorddividenden – Profite steigen und steigen und steigen…

30.01.2019 Handelsblatt

Ausschüttungen

52,4 Milliarden Euro – Aktionäre können mit Rekorddividenden rechnen

Von: Andrea Cünnen

Deutsche Unternehmen dürften in diesem Jahr so viel Dividende wie nie zuvor ausschütten. Die höchsten Zahlungen erwarten Analysten beim größten deutschen Versicherer.

Ausschüttung

Laut den durchschnittlichen Schätzungen von Analysten dürften allein in Deutschland die 160 Unternehmen aus den Indizes Dax, MDax und SDax 52,4 Milliarden Euro an Dividenden ausschütten.

Die Erntezeit für Aktionäre beginnt. Das vergangene Jahr hat ihnen mit Blick auf die Kurse zwar herbe Verluste beschert, dennoch haben die Unternehmen gut verdient. Davon geben viele Firmen einen Teil direkt an die Aktionäre über Dividenden weiter.

Und das nicht zu knapp: Laut den durchschnittlichen Schätzungen von Analysten dürften allein in Deutschland die 160 Unternehmen aus den Indizes Dax, MDax und SDax 52,4 Milliarden Euro an Dividenden ausschütten. Das wäre nach Berechnungen der Dekabank ein Rekordwert.

Eingebucht werden Aktionären die Dividenden kurz nach der Hauptversammlung. So können sich an diesem Mittwoch als Erstes die Siemens-Aktionäre freuen. Analysten rechnen im Schnitt mit 3,80 Euro je Aktie. Der Elektronik-Konzern gehört zu den zuverlässigsten Dividendenzahlern. Selbst in der Finanzkrise hat Siemens seine Dividende nicht gesenkt, sondern fast immer gesteigert. Das gilt unter anderem auch für Fresenius und Fresenius Medical Care, Bayer, Henkel und SAP.

Auch im kommenden Jahr werden die Unternehmen aus dem Leitindex Dax ihre Aktionäre nach Erwartung von Analysten wohl mit noch höheren Ausschüttungen erfreuen – als Ausnahme sehen die Aktienexperten Beiersdorf und Thyssen-Krupp. Auch im MDax und im SDax werden bei den meisten Unternehmen stetig höhere Dividenden erwartet. Beschlossen wird die Höhe der Ausschüttung für das abgelaufene Geschäftsjahr auf der Hauptversammlung.

Dividenden werden für Investoren in diesen Zeiten aus zwei Gründen besonders wichtig: Erstens sind hohe Ausschüttungen der Unternehmen angesichts der niedrigen Zinsen interessant.

Anlagestrategie

Die Dividende ist bei Aktien wichtiger als der Kurs

Zweitens entwickeln sich die Aktienkurse von Unternehmen, die zuverlässig ihre Dividenden zahlen, oft stabiler als sogenannte Wachstumsunternehmen, die einen Großteil ihrer Gewinne in das eigene Geschäft investieren – oder gar keine Gewinne machen und deshalb nichts ausschütten können. Die Kurse der Wachstumsunternehmen steigen dafür in Boomphasen in der Wirtschaft und an den Aktienmärkten deutlicher als die von defensiven Unternehmen.

Zu den defensiven Dividendenzahlern gehören traditionell nicht-zyklische, konjunkturunabhängige Güterhersteller oder Dienstleister. Darunter fallen zum Beispiel Lebensmittel-, Pharma- und Energiekonzerne ebenso wie Versicherer. Gerade die defensiven Werte sind aktuell an der Börse gefragt.

Da sich die Aussichten für die internationale Konjunktur unter anderem durch den Handelsstreit und den Brexit deutlich eintrüben, raten viele Strategen dazu, das Portfolio defensiver, also unabhängiger davon aufzustellen. „Im aktuellen Umfeld, in dem sich die Wachstumsdynamik spürbar verlangsamt, ist es noch wichtiger, auf nachhaltige Dividendenzahler zu setzen“, betont zum Beispiel Michael Bissinger, Analyst bei der DZ Bank.

Allianz vorne mit dabei

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Gemessen an den absoluten Ausschüttungen erwarten Analysten im Dax die höchsten Zahlungen bei der Allianz, die 8,83 Euro je Aktie bieten dürfte. Wichtig für die Bewertung von Aktien ist aber nicht die aktuelle Ausschüttung, sondern die Dividendenrendite. Sie setzt die erwartete Dividende ins Verhältnis zum Aktienkurs.

Die Dividendenrendite der Allianz liegt demnach bei knapp 4,8 Prozent.

Im Durchschnitt bieten die Dax-Konzerne eine Dividendenrendite von 3,7 Prozent, im MDax und SDax sind es rund drei beziehungsweise gut 2,2 Prozent. Zum Vergleich: Auf Euro lautende Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität werfen derzeit deutlich weniger Rendite ab – im Mittel nur 1,2 Prozent.

Die Renditen von Anleihen lassen sich zwar nicht direkt mit den Dividendenrenditen von Unternehmen vergleichen. Zum einen sind bei einer Anleihe die Zinszahlungen fix und werden nicht Jahr für Jahr neu festgesetzt. Zum anderen bekommen Anleger bei Anleihen ihr eingesetztes Kapital zum Ende der Laufzeit zurück, solange der Schuldner nicht pleitegeht. Von daher wissen Anleger, die Anleihen bis zur Fälligkeit halten, genau, mit welcher Rendite sie rechnen können.

Bei Aktien machen die Dividenden dagegen stets nur einen Teil der Rendite aus. Letztlich kommt es darauf an, dass die Aktien zu einem höheren als dem Einstiegskurs verkauft werden. Dabei haben Unternehmen mit hoher Dividendenrendite aber meist ein relativ hohes Eigenkapital und stabile Einnahmen aus dem laufenden Geschäft, wie die Strategen des zur Allianz gehörenden Vermögensverwalters Allianz Global Investors (AGI) betonen.

Fachkräftemangel

Dax-Konzerne melden mehr offene Stellen als je zuvor

Außerdem können Dividenden laut AGI ein „zusätzliches Grundeinkommen“ schaffen. Das verdeutlicht ein fiktives, aber einleuchtendes Rechenbeispiel. Wenn ein Investor 40 000 Euro zu einer Dividendenrendite von drei Prozent anlegt, bekommt er dafür pro Jahr 1 200 Euro.

Historische Rückblicke zeigen, dass sich die Aktienanlage gerade über einen längeren Zeitraum auszahlt. Wer nicht jeden Tag die Börsenkurse beobachten will und sich von kurzfristigen Schwankungen an den Märkten distanzieren kann, für den sind laut DZ-Mann Bissinger langfristige Dividendenstrategien „gut geeignet“.

Bei der Auswahl der Dividendentitel sollten Anleger unter anderem darauf achten, dass die Unternehmen ihre Gewinne stetig steigern. „Eine hohe laufende aktuelle Dividendenrendite genügt als alleiniges Kriterium zur Selektion von Einzeltiteln nicht“, betonen die Strategen der Landesbank Baden-Württemberg. Wichtig sei die Fähigkeit, hohe Dividenden nachhaltig ausschütten zu können.

Achten sollten Anleger zudem darauf, dass die Unternehmen das Geld, das sie ausschütten, auch verdienen – die Dividenden also nicht aus der Substanz zahlen oder dafür sogar Kredite aufnehmen, weil sie ihr Geld anderweitig investieren oder gar nichts verdienen.

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