Große Studie über Lebensqualität in Deutschland: Vernichtendes Urteil für das Ruhrgebiet – Friedrich-Ebert-Stiftung: Ungleichheit abbauen – Demokratie stärken

Große Studie über Lebensqualität in Deutschland: Vernichtendes Urteil für das Ruhrgebiet

Daniel Sobolewski (DERWESTEN)
am 30.04.2019 um 17:26 Uhr

Vernichtendes Urteil einer Studie: Im Ruhrgebiet lebt es sich im deutschlandweiten Vergleich miserabel.

Deutschland geht es super – international werden wir um unsere niedrigen (und weiter sinkenden) Arbeitslosenzahlen, unser Wirtschaftswachstum und unseren Wohlstand beneidet.

Leider bekommen das längst nicht alle Regionen zu spüren. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Ruhrgebiet laut FES-Studie mit miserabler Lebensqualität
Hinter dem holprigen Namen „Sozioökonomischer Disparitätenbericht 2019“ verbirgt sich eine Studie über die Lebensqualität in den einzelnen Regionen Deutschlands.

„Während einzelne Städte boomen, drohen ganze Regionen langfristig abgehängt zu werden“, fasst die FES zusammen. Eine der gemeinten Regionen: das Ruhrgebiet.

Es ist die dritte Studie innerhalb kurzer Zeit, die dem Ruhrgebiet ein mieses Zeugnis ausstellt.

 

 

 

Die Friedrich-Ebert-Stiftung kam in der Analyse der ermittelten Daten zu dem Schluss, dass es in punkto Lebensqualität nicht EIN Deutschland, sondern fünf Deutschlande gibt.

Dynamischen Großstädten wie Berlin, Hamburg und München, oder auch Düsseldorf, Köln, Aachen und Münster, geht es prächtig.

Überdurchschnittliche Gehälter, eine starke Infrastruktur, schnelles Internet, eine höhere Lebenserwartung und kaum oder sogar gar nicht verschuldete Kommunen. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen in diese Städte ziehen.

Speckgürtel der Boom-Städte profitieren extrem
Von der hohen Lebensqualität dieser Städte profitiert in den meisten Fällen auch deren Umland, vor allem in Süddeutschland. Hier liegt in den ermittelten Kennzahlen die Lebensqualität sogar noch höher als in den boomenden Städten.

In der soliden Mitte liegen die meisten Regionen der alten Bundesländer – in den neuen Bundesländern gibt es der Studie zufolge (abseits der Großstädte) fast ausnahmslos Regionen mit einer „dauerhaften Strukturkrise“.

Grausige Statistiken für Ruhrgebiet, Bremen und Saarbrücken
Noch schlimmer geht es nur Bremen, Saarbrücken, einigen Kreisen in Rheinland-Pfalz – und quasi dem kompletten Ruhrgebiet.

Die Zahlen sind erschütternd: Jedes vierte Kind lebt hier in Armut, die Lebenserwartung ist niedriger und die kommunalen Schulden exorbitant höher als in den übrigen Regionen. Das Ergebnis: Im Schnitt ist der Anteil der Menschen, die aus den Städten wegziehen, deutlich größer als der, die in die Städte kommen. Die Städte schrumpfen.

Wenig tröstend: Der Breitband-Ausbau hat im deutschlandweiten Vergleich Top-Niveau (93 %) und auch der Weg zum nächsten Hausarzt (drei Minuten) ist so kurz wie nirgendwo.

Stiftung fordert Politik zum Handeln auf – und liefert Ansätze
Angesichts dieses extremen Gefälles zwischen Deutschlands Regionen fordert die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) die Politik zum Handeln auf. Die Ungleichheiten müssen viel stärker bekämpft werden. Vor allem müssten bei Investitionshilfen die räumlichen Ungleichgewichte viel mehr berücksichtigt werden.

Zudem fordert die FES zum Beispiel eine Stärkung der Kommunen. „Ohne leistungsstarke Kommunen in allen Regionen Deutschlands sind gleichwerte Lebensverhältnisse nicht zu erreichen“, heißt es in den Ergebnissen des Berichts. „Mehr und besser qualifiziertes Personal und neue Formen der Verwaltungskooperationen. Der Wiederaufbau der kommunalen Problemlösungskompetenzen muss vordringliche Aufgabe auf allen staatlichen Ebenen sein.“

Auch eine Entlastung der strukturschwachen Kommunen in Form eines Entschuldungsfonds von Bund und Ländern sowie einer Übernahme von Sozialausgaben ist laut Stiftung unausweichlich. „Viele strukturschwache Kommunen stecken in einem Teufelskreis. Aus diesem können sie sich nicht aus eigener Kraft befreien.“

Die gesamte Studie findet man/frau hier:

http://library.fes.de/pdf-files/fes/15400-20190430.pdf

 

 

 

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