Private Überschuldung: Starke Unterschiede zwischen Jung und Alt

Private Überschuldung: Starke Unterschiede zwischen Jung und Alt

Pressemitteilung Nr. 199 vom 28. Mai 2019 Destatis

 

WIESBADEN – Für rund jede vierte Person der unter 25-Jährigen, die im Jahr 2018 eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchten, war der Hauptauslöser der Überschuldungssituation eine unwirtschaftliche Haushaltsführung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, gaben hingegen fast 30 % der älteren Personen (ab 65 Jahren), die sich 2018 in Schuldnerberatung befanden, eine Erkrankung, Sucht oder Unfall beziehungsweise Trennung, Scheidung oder Tod des Partners oder der Partnerin als Hauptauslöser der Überschuldung an.

 

Hauptauslöser der Überschuldung im Jahr 2018

Hauptauslöser Schuldner unter 25 Jahren Schuldner ab 65 Jahren Alle beratenen Schuldner
Anteil an beratenen Personen in %
Arbeitslosigkeit 19,1 8,6 20,0
Trennung, Scheidung, Tod des Partners/der Partnerin 4,1 14,4 13,1
Erkrankung, Sucht oder Unfall 10,9 15,3 15,8
Unwirtschaftliche Haushaltsführung 26,8 8,4 12,9
Gescheiterte Selbstständigkeit 1,6 12,9 8,5
Längerfristiges Niedrigeinkommen 11,7 11,7 8,3
Sonstiges 25,8 28,7 21,4

 

Knapp zwei Drittel (64,9 %) der unter 25-Jährigen, die im Jahr 2018 eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchten, wiesen offene Verbindlichkeiten bei Telekommunikationsunternehmen auf. Die durchschnittliche Schuldenhöhe der jüngeren Generation bei Telekommunikationsanbietern betrug 1 573 Euro. Dies entsprach gut einem Sechstel der gesamten durchschnittlichen Schuldenhöhe von 8 849 Euro. Diesem Schuldenbetrag stand den unter 25-Jährigen zu Beratungsbeginn ein durchschnittliches Nettoeinkommen von 777 Euro pro Person gegenüber. Unter der Annahme, dass alle Einkünfte ausschließlich zur Schuldentilgung eingesetzt werden, bräuchten junge Menschen etwas mehr als zwei Monate um Telefonanbieter auszuzahlen, oder knapp ein Jahr zur Begleichung ihrer gesamten Schulden.

Die deutliche Mehrheit der Schuldnerinnen und Schuldner im Alter von 65 Jahren und älter war im Jahr 2018 dagegen bei Kreditinstituten verschuldet (62,9 %). Schulden bei Telekommunikationsunternehmen hatten lediglich ein Viertel (25,3 %) der älteren Generation. Die Restschuld bei Kreditinstituten lag mit 22 989 Euro im Mittel ebenfalls bedeutend höher. Zum einen sind Bankkredite in der Regel mit höheren Schulden verbunden als Telekommunikationsverträge, zum anderen geht ein höheres Alter automatisch mit einer längeren Wirtschaftsaktivität einher. Dementsprechend lag für diese Altersgruppe das durchschnittliche Schuldenvolumen mit 43 740 Euro um fast das Fünffache höher als das von Schuldnern unter 25 Jahren. Mit einem monatlichen Durchschnittseinkommen von 1 051 Euro pro Person bräuchten ältere Menschen in etwa dreieinhalb Jahre bis zur gänzlichen Schuldenbefreiung. Für die alleinige Tilgung von Kreditschulden wären rund 22 Monate vonnöten.

 

Beratene Personen nach Gläubigerart und Alter im Jahr 2018

Gläubigerart Schuldner unter 25 Jahren Schuldner ab 65 Jahren Alle beratenen Schuldner
Anteil an beratenen Personen in %
Kreditinstitute 27,5 62,9 50,9
Versandhandel 32,8 17,1 26,3
Inkassobüros 24,5 22,6 26,5
Öffentliche Gläubiger (inklusive Finanzamt) 53,6 38,5 59,4
Energieunternehmen 23,5 15,1 26,0
Telekommunikationsunternehmen 64,9 25,3 49,1
Vermieter 19,0 13,5 21,3
Gewerbetreibende 42,4 22,2 36,0

Methodischer Hinweis:
Die Ergebnisse der Überschuldungsstatistik beruhen auf Angaben von 559 der insgesamt rund 1 450 Schuldnerberatungsstellen in Deutschland. Sie stellten anonymisierte Daten von rund 136 000 beratenen Personen mit deren Einverständnis bereit. Die Teilnahme an dieser Statistik ist sowohl für die Beratungsstellen als auch für die Ratsuchenden freiwillig. Die gemeldeten Daten werden anschließend auf die Grundgesamtheit aller durch Schuldnerberatungsstellen beratenen Personen hochgerechnet.

Zu den Ergebnissen der Überschuldungsstatistik können detaillierte Daten und Zeitreihen über die Tabellen der Tabellengruppe 63511 in der Datenbank GENESIS-Online abgerufen werden.

Weiterführende Informationen zur Überschuldungsstatistik finden sich im Beitrag „Erstmals hochgerechnete Ergebnisse der Überschuldungsstatistik“ der Zeitschrift Wirtschaft und Statistik (Ausgabe 2/2016).

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