Zukunftssorgen bei befristet Beschäftigten deutlich stärker verbreitet sind als bei unbefristeten. – Rasanter Anstieg bei Befristungen ohne Sachgrund

03.09.2019 DGB
Arbeitsmarkt: Zahl des Monats

Jede zweite Neueinstellung ist befristet

Rasanter Anstieg bei Befristungen ohne Sachgrund

Über 3 Millionen Menschen in Deutschland hatten 2018 einen befristeten Arbeitsvertrag. Das sind doppelt so viele wie 1996. Besonders betroffen sind Frauen und junge Menschen sowie Beschäftigte in Teilzeit oder ohne deutschen Pass. Ein Ende des Trends ist nicht in Sicht.

Zwei Miniaturfiguren im Anzug stehen auf einem Kalenderblatt DGB/TAKASHI HONMA/123rf.com

Über 3 Millionen Menschen in Deutschland hatten 2018 einen befristeten Arbeitsvertrag. Das sind doppelt so viele wie 1996 – und es gibt keine Anzeichen, dass sich dieser Aufwärtstrend wendet. Wenn man nur die Neueinstellungen im ersten Halbjahr 2018 betrachtet, waren knapp 45 Prozent davon befristet. Das heißt: Fast jede zweite Neueinstellung erfolgt befristet.

Dieses Wachstum wird größtenteils vom rasanten Anstieg der sachgrundlosen Befristungen angetrieben. Während Befristungen mit Sachgrund seit 2001 anteilig auf mehr oder weniger demselben Niveau der Gesamtbeschäftigung bleiben, hat sich der Anteil derer ohne Grund verdreifacht.

Text: Zahl des Monats - 45 Prozent aller Neueinstellungen sind befristet.
Nicht nur Geringverdiener betroffen

Frauen, junge Menschen, Beschäftigte in Teilzeit und solche ohne einen deutschen Pass finden sich überdurchschnittlich oft in befristeten Arbeitsverhältnissen wieder. Deutlich wird auch, dass Befristungen lange nicht mehr nur ein Problem von Geringqualifizierten und jungen Menschen sind, sondern alle Gruppen auf dem Arbeitsmarkt betreffen.

Qualifikation kein Schutz vor Unsicherheit

Gravierend ist vor allem, dass eine berufliche Qualifikation oder ein Studium nicht einmal in Zeiten von verstärktem Fachkräftemangel vor befristeten Verträgen und Unsicherheit schützen. Der Anteil der Befristungen bei Neueinstellungen ist bei Hochqualifizierten am größten und absolut gesehen sind die meisten befristet Neueingestellten ausgebildete Fachkräfte (knapp zwei Millionen).

45 Prozent aller Neueinstellungen sind befristet

Grafik: 45 Prozent aller Neueinstellungen sind befristet
Grafik: Befristete Neueinstellungen 2018 - Anteile
Grafik: Befristete Neueinstellungen 2018
Größter Wunsch: Sicherheit (hier gibt es eine  Nähe zum aktuellen AfD-Syndrom)

Für die Beschäftigten in Deutschland ist aber ein sicherer Arbeitsplatz laut einer Umfrage des Statistischen Bundesamtes der Wunsch Nr. 1. Unabhängig von Region oder soziodemographischen Merkmalen steht der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz bei Weitem über Wünschen nach flexiblen Arbeitszeiten oder einem hohen Einkommen. Eine Befragung des DGB Index Gute Arbeit stellt außerdem fest, dass Zukunftssorgen bei befristet Beschäftigten deutlich stärker verbreitet sind als bei unbefristeten.

Regierung muss handeln

Die Regierungsparteien haben im Koalitionsvertrag vereinbart den Missbrauch von jahrelangen Kettenbefristungen und von Befristungen ohne Sachgrund abzuschaffen. Dem müssen jetzt endlich auch Taten folgen.

Der DGB fordert:

  • die Abschaffung von sachgrundlosen Befristungen
  • die Einschränkung von Befristungsgründen
  • eine Maximaldauer von Kettenbefristungen mit einer Maximalanzahl von Vertragsverlängerungen.

 

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