Meldungen darüber, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland immer weiter auseinander klafft, sind inzwischen nichts Neues mehr. Trotzdem sind sie jedes Mal aufs Neue verstörend. Laut neuesten Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) verfügten im Jahr 2017 die reichsten 10 Prozent der Gesamtbevölkerung über 56 Prozent des Nettogesamtvermögens, die ärmsten 50 Prozent hingegen gerade einmal über 1,3 Prozent.
Um der weiteren Vermögenskonzentration in den Händen weniger, etwas entgegenzusetzen könnte die Wiedereinführung der Vermögenssteuer helfen, die zuletzt 1997 erhoben wurde.
Ob nun aus ehrlicher Überzeugung oder aus bloßen wahltaktischen Gründen, hatte der SPD-Bundesvorstand im August dieses Jahres – wenige Wochen vor den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen – einen Entwurf für die Wiedereinführung der Vermögensteuer vorgestellt. Bevor wir mit Heinz Bontrup, Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen und Mitglied der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik über den Vorschlag der SPD sprechen, baten wir ihn zunächst die Zahlen des DIW zu kommentieren.
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Bei heute rund 23,5 Millionen Vollzeitbeschaftigten werden bei einer 30-Stunden-Woche in funf Jahren 4,7 Millionen zusatzliche Arbeitskrafte benotigt. Finanzierbar ist dies durch die Unternehmen und einer starkeren Belastung der Vermogenden im Land. Die Vermogenseinkommen betrugen 2012 uber 640 Milliarden Euro. Darauf hinzuweisen und aufzuklaren sei Aufgabe der Beschaftigtenvertretung. Sehe diese die Notwendigkeit nicht, drohe nach Auffassung des Referenten eine Verelendung gro?er Teile der Menschen in der Bundesrepublik. Wird das nicht erkannt, steht die Existenz der Organisation auf dem Spiel. »Das wird furchterlich, dann ist kein Widerstand auf diesem Feld mehr moglich«, so Bontrup weiter. Vollig unverstandlich sei, dass man ausgerechnet die SPD hofiere, die entscheidend fur die Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen durch die Agenda 2010 gesorgt habe. Wolle man aus der Defensive, so ist die einzige logische Konsequenz gegen die standig zunehmende Produktivitatssteigerung und einer morderischen Arbeitsverdichtung, kurzer zu arbeiten.