Beispiel Grundrente – eine Verkäuferin in Dresden mit 39 Arbeitsjahren und 60 Prozent des Durchschnittslohns ohne andere Einkünfte bekommt 746 Euro Rente – und 195 Euro Zuschlag.
Grundrente:
Wer profitiert, was wird es kosten?
Stand: 19.02.2020 10:24 Uhr Tagesschau
Das Bundeskabinett hat nach monatelangem Streit die Grundrente beschlossen. Wie wird der Anspruch geprüft? Wie wird sie beantragt und wo liegen die Einkommensgrenzen? Ein Überblick über die Details.
Was ist eigentlich die Grundrente?
Wie sind die Einkommensgrenzen?
Die Grundrente einfach erklärt
tagesschau24 11:00 Uhr, 19.02.2020, Emanuel Ernst, ARD aktuell
Angaben über das zu versteuernde Einkommen liegen in der Regel nur für das vorvergangene Jahr vor, Neurentner bekommen die Grundrente im ersten Jahr somit möglicherweise erst einmal nicht – die Einkommensprüfung soll aber einmal jährlich wiederholt werden.
Wie soll die Grundrente berechnet werden?
Das Verfahren ist kompliziert. In die Berechnung fließen nur Zeiten mit Beiträgen ein, die 30 bis 80 Prozent des jährlichen Durchschnittseinkommens entsprechen. Im vergangenen Jahr betrug diese Spanne etwa 972 bis 2593 Euro brutto.
Wie funktioniert die Berechnung konkret?
Im Grundsatz werden die Entgeltpunkte aufgewertet, mit denen die Rente insgesamt errechnet wird. Ein Durchschnittsverdiener bekommt pro Jahr einen solchen Punkt. Für jeden Punkt gibt es derzeit im Westen 33,05 Euro Rente und im Osten 31,89 Euro pro Monat. Für die Zeiten mit nur geringen Rentenanwartschaften, die die Grundrente auslösen, werden die Entgeltpunkte erhöht: Nämlich für 35 Jahre auf das Doppelte des Durchschnittswerts der erworbenen Punkte – höchstens aber auf 0,8 Punkte. Dann wird der Wert wieder verringert, um 12,5 Prozent. Die so erreichte Verringerung des Zuschlags bewirkt, dass mehr Beitrag mehr Gesamtrente bringt.
Was bedeutet das bei einer Rente von rund 750 Euro?
Beispiel 1 – eine Sekretärin im Westen mit 38 Versicherungsjahren und zwei Kindern: Für die Grundrente werden nur 26 Jahre berücksichtigt, denn in den anderen Jahren kam sie nur auf Beiträge, die weniger als 30 Prozent des Durchschnittslohns betragen. In den 26 Jahren aber kam sie auf 70 Prozent. Die Rente beträgt 754 Euro – der Grundrentenzuschlag 75 Euro.
Beispiel 2 – eine Verkäuferin in Dresden mit 39 Arbeitsjahren und 60 Prozent des Durchschnittslohns ohne andere Einkünfte bekommt 746 Euro Rente – und 195 Euro Zuschlag.
Was kosten die Maßnahmen ?
Im Jahr 2021 soll die Grundrente die Steuerzahler 1,3 Milliarden Euro kosten. Die Finanzierung der Grundrente soll aus Steuermitteln erfolgen. Wie das Geld dort aufgebracht wird, ist noch unklar. Vorgesehen ist eine neue Finanztransaktionssteuer auf Börsengeschäfte. Die Union fordert allerdings einen neuen Vorschlag zur Finanzierung der Grundrente, da unklar ist, ob es zum 1. Januar 2021 eine Finanzmarkttransaktionssteuer gibt.
Wie wird sie beantragt?
Die Grundrente muss nicht beantragt werden. Auch der Datenabgleich für die Einkommensprüfung soll automatisch klappen. Die Rentenversicherung bekommt trotzdem viel zu tun. So sollen etwa 640 Beschäftige ein Jahr lang brauchen, um zu prüfen, ob Menschen, die bereits Rente beziehen, auch den Aufschlag erhalten. 650 Beschäftigte sollen bei Bestandsrentnern ausländische Einkommen prüfen, die nicht automatisch abgeglichen werden können. Vorgesehen sind auch Abfragen beim Bundeszentralamt für Steuern und Kreditinstituten.
Was ist im Gesetzespaket noch enthalten?
Mit Informationen von Reuters und dpa