Die Corona-Krise macht deutlich, dass Menschen in sogenannten systemrelevanten Berufen vergleichsweise gering bezahlt werden.

Statistische Auswertung : So wenig verdienen Fachkräfte in systemrelevanten Berufen

Wichtiges Glied in der Versorgungskette: Ein Kassierer im Supermarkt reinigt das Warenband mit Desinfektionsmittel. Bild: dpa

Altenpfleger, Fahrer und Beschäftigte im Einzelhandel verdienen in Deutschland deutlich weniger als der Durchschnitt aller Erwerbstätigen. Derweil deklarieren auch andere die „Systemrelevanz“ für ihre Branche. Eine Übersicht.

Die Corona-Krise macht deutlich, dass Menschen in sogenannten systemrelevanten Berufen vergleichsweise gering bezahlt werden. So verdienen Altenpfleger, Fahrer und Beschäftigte im Einzelhandel in der Regel deutlich weniger als Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft, wie aus der vierteljährlichen Verdiensterhebung des Statistischen Bundesamts hervorgeht.

Der Mittelwert für Fachkräfte in der deutschen Wirtschaft betrug demnach ohne Berücksichtigung von Sonderzahlungen im vergangenen Jahr 3327 Euro. Sämtliche Berufsgruppen sind damit erfasst, also Dienstleistungssektor wie auch produzierendes Gewerbe, zu dem definitionsgemäß die Industrie als verarbeitendes Gewerbe sowie der Bergbau, das Baugewerbe und die Energiewirtschaft zählen.

Überdurchschnittlich verdient haben medizinische und pflegerische Fachkräfte mit 3502 Euro brutto im Monat. Diese einfachen Fachkräfte wie Krankenpfleger und Pflegerinnen machen rund die Hälfte des Krankenhauspersonals aus, so die Statistiker. Allerdings verdient die andere Hälfte aus diesem Bereich wie im Fall von angelernten Arbeitnehmern weniger (2763 Euro) oder im Fall von herausgehobenen Fachkräften wie Intensivpflegern (4524 Euro) oder Krankenhausärzten in leitender Stellung (8545 Euro) deutlich mehr.

Nur Fachkräfte in der Energieversorgung verdienen mit 4025 Euro brutto im Monat noch mehr als medizinische und pflegerische Fachkräfte. Einfache Fachkräfte der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, wozu Polizei und Feuerwehr zählen, liegen mit 3374 Euro ungefähr im Durchschnitt. Alle übrigen Fachkräfte in den sogenannten systemrelevanten Berufen kommen auf Brutto-Monatsverdienste von weniger als 3327 Euro.

In Alten- und Pflegeheimen beispielsweise verdienen einfache Fachkräfte unterdurchschnittliche 3116 Euro brutto im Monat. Auch dort stellen sie rund die Hälfte (52 Prozent) des Personals. Noch weitaus weniger gibt es in der Güterbeförderung im Straßenverkehr zu verdienen mit 2554 Euro sowie im Einzelhandel, wo sogar nur 2186 Euro gezahlt werden.

Hinzu kommt: Im Unterschied zum medizinischen und pflegerischen Personal, in dem nur 8 Prozent der Beschäftigten an- oder ungelernt sind, sind im Lebensmitteleinzelhandel 43 Prozent an- oder ungelernt. Diese große Gruppe der Angelernten erhält sogar nur 1980 Euro bei einer Vollzeitbeschäftigung.

Das sich der Begriff der Systemrelevanz allerdings je nach Auslegung weiten lässt, machten Arbeitgeber und Gewerkschaft in der Chemie- und Pharmaindustrie gerade deutlich. Auch ihre Branche sei systemrelevant, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). „Vom Grundstoff angefangen, muss die gesamte Wertschöpfungskette der chemisch-pharmazeutischen Industrie zwingend erhalten bleiben.“ Darum müsse sichergestellt werden, dass die Beschäftigten auch bei eventuellen Ausgangssperren weiterhin an ihren Arbeitsplatz gelangen können, die Rohstoffversorgung gewährleistet sei und Lieferketten funktionierten.

„Für den Erhalt der rund 465.000 Arbeitsplätze in den Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie muss alles getan werden“, mahnen VCI und IG BCE. Die Bundesregierung habe viele Entlastungen und Liquiditätshilfen auf den Weg gebracht. „Weiteres wird folgen müssen“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.

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