Hauptauslöser der Überschuldung war für jede(n) fünfte(n) Schuldnerin oder Schuldner (20 %) im Jahr 2019 der Verlust des Arbeitsplatzes.

Aktionswoche Schuldnerberatung

In 35 % der überschuldeten Haushalte lebte 2019 mindestens ein Kind

Pressemitteilung Nr. 181 vom 25. Mai 2020  Destatis

WIESBADEN – Über ein Drittel (35 %) der überschuldeten Personen, die im Jahr 2019 die Hilfe einer Schuldnerberatungsstelle in Anspruch nahmen, lebten mit mindestens einem unterhaltspflichtigen Kind im eigenen Haushalt. Dies teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis der Ergebnisse der Überschuldungsstatistik 2019 anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung vom 25. bis 29. Mai 2020 unter dem diesjährigen Motto „Chancenlose Kinder? Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung!“ mit. Weitere knapp 10 % dieser Überschuldeten hatten mindestens ein Kind, das außerhalb des eigenen Haushalts wohnte.

Insgesamt haben 2019 über 580 000 Personen aufgrund von finanziellen Problemen die Hilfe von Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Anspruch genommen.

Anteil der von Schuldnerberatungsstellen beratenen Personen, Schulden, monatliche Einkünfte sowie Überschuldungsintensität nach Kindern 2019 
Alle beratenen
Schuldnerinnen/
Schuldner
Durchschnittliche
Schulden
Durchschnittliche
monatliche
Einkünfte
Überschuldungs-
intensität 1
% Euro Euro
1: Überschuldungsintensität ist das Verhältnis von durchschnittlichen Schulden und durchschnittlichen monatlichen Einkünften.
Insgesamt 100 28 244 1 096 26
mit Kindern 44,4 28 348 1 268 22
davon
innerhalb des Haushalts lebend 34,6 26 084 1 295 20
außerhalb des Haushalts lebend 9,8 34 507 1 144 30
kinderlos 55,6 28 161 960 29

Hauptauslöser der Überschuldung war für jede(n) fünfte(n) Schuldnerin oder Schuldner (20 %) im Jahr 2019 der Verlust des Arbeitsplatzes. Dies ist damit der meistgenannte Überschuldungsauslöser und zwar unabhängig davon, ob die beratene Person Kinder hat oder nicht.

Einer der größten Unterschiede zwischen den Beratenen mit und ohne Kinder lag beim Hauptauslöser „Trennung/Scheidung/Tod des Partners beziehungsweise der Partnerin“ vor: Insgesamt 17 % aller Überschuldeten mit Kindern gerieten im Jahr 2019 aus diesem Grund in die Überschuldung, wohingegen dies nur für 9 % der Ratsuchenden ohne Kinder der Fall war.

Hauptauslöser der Überschuldung im Jahr 2019
Hauptauslöser Alle beratenen
Schuldnerinnen/
Schuldner
Schuldnerinnen/
Schuldner
mit Kind
Schuldnerinnen/
Schuldner
ohne Kind
Anteil an beratenen Personen in %
Arbeitslosigkeit 19,9 19,7 20,0
Trennung, Scheidung, Tod des Partners/der Partnerin 12,5 17,1 8,8
Erkrankung, Sucht oder Unfall 16,3 10,9 20,7
Unwirtschaftliche Haushaltsführung 14,3 15,4 13,4
Gescheiterte Selbstständigkeit 8,3 7,7 8,8
Längerfristiges Niedrigeinkommen 8,7 9,2 8,3
Haushaltsgründung / Geburt eines Kindes 2,1 4,0 0,4
Sonstiges 17,9 16,0 19,6

Neues interaktives Kartenangebot: Schuldnerberatungsatlas
Der interaktive Schuldnerberatungsatlas des Statistischen Bundesamtes zeigt die Erreichbarkeit der nächsten Beratungsstelle von verschiedenen Standorten in ganz Deutschland. Dadurch lässt sich erkennen, wie dicht das Netz der Schuldnerberatungsstellen in verschiedenen Gegenden Deutschlands ist und wie gut die Verfügbarkeit der Angebote im Verhältnis zur Bevölkerungsdichte ist. Dies lässt sich am Beispiel von Fahrtzeiten bis zur nächsten Beratungsstelle ausdrücken: So erreichen mehr als 99 % der Bevölkerung in Großstädten innerhalb von 20 Minuten Fahrtzeit (per Pkw ohne Verkehrsstörung) eine Beratungsstelle, während dies nur für 76 % der Bevölkerung in dünn besiedelten ländlichen Gebieten möglich ist. Nach spätestens einer Dreiviertelstunde Fahrtzeit sind nahezu 100 % aller Bewohnerinnen und Bewohner in Deutschland durch das Angebot von mindestens einer Schuldner- oder Insolvenzberatungsstelle versorgt.

Methodischer Hinweis:
Die Ergebnisse der Überschuldungsstatistik 2019 beruhen auf Angaben von 577 der insgesamt rund 1 450 Schuldnerberatungsstellen in Deutschland. Sie haben anonymisierte Daten von rund 142 000 beratenen Personen mit deren Einverständnis bereitgestellt. Die Teilnahme an dieser Statistik ist sowohl für die Beratungsstellen als auch für die Ratsuchenden freiwillig; es gibt keine Auskunftspflicht. Die gemeldeten Daten werden anschließend auf die Grundgesamtheit aller durch Schuldnerberatungsstellen beratenen Personen hochgerechnet.

Zu den Ergebnissen der Überschuldungsstatistik können detaillierte Daten und Zeitreihen über die Tabellen der Tabellengruppe 63511 in der Datenbank GENESISOnline sowie in der Fachserie 15, Reihe 5 abgerufen werden.

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