8 Millionen Niedriglohnjobs im Jahr 2018 – Zwei Drittel aller Beschäftigten im Gastgewerbe im Niedriglohnbereich

8 Millionen Niedriglohnjobs im Jahr 2018

Meiste Niedriglohnjobs im Handel, höchster Niedriglohnanteil im Gastgewerbe

Pressemitteilung Nr. 416 vom 21. Oktober 2020  DESTATIS

WIESBADEN – Gut jede und jeder fünfte abhängig Beschäftigte (21 %) in Deutschland arbeitete im April 2018 im Niedriglohnsektor. Damit wurden rund 8 Millionen Jobs unterhalb der Niedriglohnschwelle (11,05 Euro brutto je Stunde) entlohnt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, waren das 393 000 Jobs mehr als im April 2014. Der Anteil der niedrigentlohnten Jobs an allen Beschäftigungsverhältnissen blieb unverändert.

Wirtschaftsabschnitte nach Niedriglohnanteil und Median des Bruttostundenverdienstes, April 2018

 

Die Festlegung der Niedriglohngrenze, unterhalb derer alle Verdienste als Niedriglohn gelten, folgt einem Ansatz, der unter anderem von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) angewandt wird. Entsprechend dieser Definition wird von Niedriglohn gesprochen, wenn der Bruttostundenverdienst kleiner als zwei Drittel des Medianverdienstes ist.

Beschäftigung im Niedriglohnbereich nach WirtschaftsabschnittenVerdienststrukturerhebung 2014 sowie 2018Insgesamt ohne Auszubildende

Wirtschaftsabschnitt April 2014 April 2018
Beschäftigung
insgesamt
Beschäftigung
im Niedriglohn-
bereich
Beschäftigung
insgesamt
Beschäftigung
im Niedriglohn-
bereich
In 1 000
Einbezogene Beschäftigungsverhältnisse:
Alle abhängigen Beschäftigungsverhältnisse der Abschnitte A bis S der WZ2008 mit Verdienstzahlung im April 2018 ohne Auszubildende.Niedriglohn
Gesamtbruttoverdienst je bezahlte Stunde ist kleiner als die Niedriglohnschwelle (2018= 11,05 Euro; 2014=10,00 Euro). Die Niedriglohnschwelle liegt bei zwei Dritteln des Medianverdienstes aller einbezogenen abhängigen Beschäftigungsverhältnisse.
Insgesamt 35 779 7 645 38.029 8.038
A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 321 175 310 166
B Bergbau, Steine, Erden 65 / 50 /
C Verarbeitendes Gewerbe 6 754 727 7 010 736
D Energieversorgung 223 / 226 /
E Wasserversorgung, Abwasser 264 (33) 268 (28)
F Baugewerbe 1 762 202 1 828 199
G Handel 4 967 1 373 5 174 1 491
H Verkehr- und Lagerei 1 934 624 2 087 631
I Gastgewerbe 1 570 1 051 1 766 1 181
J Information und Kommunikation 1 027 145 1 172 124
K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 1 000 (55) 939 59
L Grundstücks- und Wohnungswesen 456 150 479 158
M wissenschaftliche und technische Dienstleistungen 2 102 310 2 334 316
N Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen 2 610 1 263 2 925 1 359
O Öffentliche Verwaltung 2 423 75 2 458 70
P Erziehung und Unterricht 2 209 138 2 337 168
Q Gesundheit und Sozialwesen 4 542 760 5 041 750
R Kunst und Unterhaltung 446 196 485 219
S Erbringung sonstiger Dienstleistungen 1 104 361 1 139 374

Zwei Drittel aller Beschäftigten im Gastgewerbe im Niedriglohnbereich

Mit 1,5 Millionen wurden die meisten Niedriglohnjobs im Handel gemeldet, im Gastgewerbe waren es 1,2 Millionen. Damit lagen gut zwei Drittel (67 %) aller Beschäftigungsverhältnisse im Gastgewerbe im Niedriglohnbereich, mehr als in jeder anderen Branche. Zum Vergleich: Im Handel lag der Niedriglohnanteil bei 29 %, am zweithöchsten war der Anteil in der rund 310 000 Beschäftigte zählenden Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft mit 54 %.

Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft stark unterdurchschnittlich war der Anteil der Niedriglohnbeschäftigung in den Bereichen Öffentliche Verwaltung (3 %), Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (6 %), Erziehung und Unterricht (7 %), Verarbeitendes Gewerbe (10 %) und in den Bereichen Baugewerbe, Wasserversorgung/Abwasser sowie Information und Kommunikation (jeweils 11 %).

Höchste Bruttostundenverdienste im Bereich Energieversorgung

Die höchsten Bruttostundenverdienste (Median) wurden in der Energieversorgung (27,18 Euro), den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (24,11 Euro) sowie im Bereich Information und Kommunikation (23,74 Euro) gezahlt. Im Gegensatz dazu entlohnte das Gastgewerbe lediglich mit 10,00 Euro brutto je Stunde und die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft mit 10,74 Euro.

Methodische Hinweise:

Dies sind Ergebnisse der Verdienststrukturerhebung 2018, bei der alle vier Jahre mit einer geschichteten Stichprobe von 60 000 Betrieben Angaben zu Verdiensten und Arbeitszeiten der abhängig Beschäftigten erhoben werden. Berichtsmonat der Erhebung ist der April, da dieser als Kalendermonat mit der höchsten Repräsentativität bezogen auf die Verdienststruktur über alle Wirtschaftsabschnitte hinweg angesehen wird.

Zum Niedriglohnbereich zählen alle Beschäftigungsverhältnisse, die mit weniger als zwei Drittel des mittleren Verdienstes (also brutto 11,05 Euro je Stunde im April 2018) entlohnt werden. Auszubildende werden bei dieser Analyse ausgeschlossen.

Der Median ist der mittlere Wert einer aufsteigend geordneten Datenreihe. Ober- beziehungsweise unterhalb des Medians des Bruttostundenverdienstes liegt jeweils die Hälfte der Beschäftigungsverhältnisse im April 2018 (ohne Auszubildende). Verglichen mit dem arithmetischen Mittel ist der Median weniger durch (mögliche) Ausreißereffekte verzerrt. Im April 2018 lag der Medianverdienst in der Gesamtwirtschaft bei 16,58 Euro brutto je Stunde.

Weitere Informationen:

Differenzierte Ergebnistabellen zur Beschäftigung unter der Niedriglohngrenze nach Wirtschaftsabschnitten und Bundesländern werden über das Genesis-Online-Portal zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen über die Verteilung der Bruttoverdienste und Arbeitszeiten sowie über die Höhe der Verdienste nach Wirtschaftszweig, Beruf, Ausbildung, Alter und Geschlecht bietet die Fachserie 16 „Verdienststrukturerhebung 2018“.

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