Wie in der Herner Kommunalpolitik mit dem Thema Armut von Kindern und Jugendlichen umgegangen wird.

Wie in der Herner Kommunalpolitik mit dem Thema Armut von Kindern und Jugendlichen umgegangen wird:

Der Jugendhilfeausschuss fasste am 25.8.2020 aufgrund eines Antrags der Partei „Die Linke“ einen Beschluss, dass ein „Runder Tisch“ mit allen Beteiligten und systemrelevanten Akteuren eingerichtet wird.

Vier Menschen setzen sich dann zusammen, um einen „gemeinsamen Austausch“ im Vorfeld der Konzipierung eines „Runden Tisches“ durchzuführen: der Ausschussvorsitzende Klonki, der Antragsteller Kleiböhmer, die Fachbereichsleiterin Jordan und der Koordinator der „Kommunalen Präventionsketten“ Närrlich.

Ergebnis: in Herne passiert zum Thema so viel, dass ein zusätzliches Gremium überflüssig ist.

In der Verwaltungssprache liest sich das dann so:

„Eine Einrichtung eines zusätzlichen Gremiums wurde auf Grund der aktuell in Diskussion und Reformation befindlichen Netzwerkstrukturen einvernehmlich als wenig zielführend eingeschätzt.“ 

Dieses zielführende Austauschergebnis wurde den anwesenden Mitgliedern des bürgerschaftlichen Gremiums in der September-Sitzung des Jugendhilfeausschusses vorgetragen. In der Niederschrift wird keinerlei Reaktion protokolliert.

Feststellung:

  1. Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses nehmen ihre eigenen Beschlüsse nicht ernst.
  1. Die Antragstellerin die Partei „Die Linke“ nimmt sich ihren eigenen politischen Antrag nicht ernst.
  1. In Herne warten die verantwortlichen „Vier“ des fachlichen Austausches und der Jugendhilfeausschuss auf die „Reformation der Netzwerkstrukturen“.

Kurzum: Das Thema „Armut von Kindern und Jugendlichen“ bleibt in Herne unterbelichtet und wird nicht zielführend mit der Partizipation der Akteure vor Ort in Einrichtungen und Verbänden angegangen.

An dieser Stelle kann ich meine persönliche Befindlichkeit als Mitglied der Arbeiterwohlfahrt nicht verbergen. Die größte Partei in Herne, die SPD, ist und bleibt in der Notwendigkeit der Bekämpfung der Armut von Kindern und Jugendlichen eine einzige Enttäuschung.

Die Herner Kinder und Jugendlichen haben einen anderen Jugendhilfeausschuss, der sich konsequent für ihre Rechte, Interessen und ihre Förderung auch in dieser Frage einsetzt, verdient.

Norbert Kozicki

(Mitwirkender Herner Sozialforum)

 

 

Aus dem Protokoll des Jugendhilfeausschusses vom 25.8.2020

Beschlussvorschlag:

  1. Der Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie richtet einen „Runden Tisch Kinderarmut“ ein.
  2. Die Verwaltung wird beauftragt, zur kommenden Sitzung des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie ein Konzept „Runder Tisch Kinderarmut“ zur Beschlussfassung vorzulegen, das unter anderem Vorschläge zur konkreten Aufgabenstellung und der zu beteiligende Akteure beinhaltet.

 

Sachverhalt:
zu 1)

Kinderarmut ist kein marginales Phänomen – nirgends in Nordrhein-Westfalen gibt es so hohe Kinderarmut wie im Ruhrgebiet. Insbesondere in Haushalten von Alleinerziehenden, Arbeitslosen, Teilzeitbeschäftigten sowie Migrantinnen und Migranten gehört Kinderarmut zum Alltag. Armut wirkt sich für Kinder in vielen ihrer zentralen Lebensbereiche negativ aus.

Oftmals haben die betroffenen Kinder nicht einmal die Chance, der Armutsspirale zu entkommen. Aus einer Kindheit in Armut wird oftmals eine lebenslange Benachteiligung. Arme Kinder haben neben geringen materiellen Ressourcen schlechtere Zukunfts- und Bildungsperspektiven und sind häufiger von Ausgrenzung betroffen. Bereits mit sechs Jahren können sich arme Kinder im Schnitt schlechter konzentrieren und sind häufiger übergewichtig und krank als ihre nicht armen Altersgenossinnen. Sie können schlechter sprechen und zählen. Die Aussicht auf eine Gymnasialempfehlung für Kinder aus armen Verhältnissen tendiert gegen null.

Vor dem Hintergrund der Kinderarmut in Herne steht die Stadt in der Pflicht im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles zu unternehmen, um dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Die Einberufung eines Runden Tisches bietet den geeigneten Rahmen, um Möglichkeiten und Handlungsoptionen zu prüfen und Handlungsempfehlungen zur Reduzierung von Kinderarmut in Herne zu erarbeiten.

Zu 2)

Konkrete Aufgaben des Runden Tisches könnten unter anderem sein:

  • Beschreibung der Ist-Situation und Analyse der Ursachen der Armut bei Familien, Jugendlichen und Kindern.
  • Darstellung und Bewertung laufender kommunaler Maßnahmen zur Minderung von Ursachen und Folgen von Armut.
  • Empfehlungen für mögliche neue Maßnahmen und Handlungsansätze.
  • Vorbereitung eines integrierten Handlungskonzepts zur strukturellen Verbesserung der Lebenssituation und Chancen armer Familien, Jugendlicher und Kinder.

Zu beteiligenden Akteure könnten neben Politik und Verwaltung Vertreterinnen der Arbeitslosenzentren, der Wohlfahrtsverbänden, des Stadtjungendrings, der Wohnungsgesellschaften, der Migrantinnenselbstorganisationen und andere sein.

Anlage:

Original Antrag DIE LINKE

Beschluss:

Die Vorlage wird auf Antrag von Herrn Högemeier wie folgt geändert beschlossen:
1.   Die Verwaltung wird beauftragt, zur kommenden Sitzung des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie in Zusammenarbeit mit dem Antragsteller ein Konzept „Runder Tisch Kinderarmut“ zur Beratung vorzulegen, das Konzept kann Vorschläge zur konkreten Aufgabenstellung und der zu beteiligende Akteure beinhalten.

 

Abstimmungsergebnis:

 

gesamt SPD CDU Grüne Linke Stattpartei Sonstige
dafür: 13 4 2 0 1 1 5
dagegen: 0 0 0 0 0 0 0
Enthaltung: 0 0 0 0 0 0 0

 

 

42/0-Koord. Kommunale Präventionsketten 17.09.2020

 

Herr Närrlich

Mitteilung der Verwaltung für die Sitzung des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie am 23.09.2020

Ergebnis des Austausches zum Antrag „Runder Tisch Kinderarmut“

Vorlage 2020/0544 – Beschlüsse

 

Auf Grund des Beschlusses des Ausschusses vom 25.08.2020, in dem die Verwaltung beauftragt wurde in Zusammenarbeit mit dem Antragsteller ein Konzept „Runder Tisch Kinderarmut“ zur Beratung vorzulegen, fand ein gemeinsamer Austausch unter Beteiligung von Herrn Kleiböhmer (Antragsteller), Herrn Klonki (Vorsitzender Ausschuss Kinder, Jugend und Familie), Frau Jordan (Fachbereichsleitung) und Herrn Närrlich (Stabsstelle Kommunale Präventionsketten) statt.

Die Aktivitäten in Herne aus der Jugendhilfe zum Thema Kinderarmut und die bestehenden Netzwerkstrukturen wurden thematisiert. Es wurde deutlich, dass bei den vielen Strukturen und Maßnahmen, die in Herne bereits auf den Weg gebracht sind, der besondere Fokus auf Armutslebenslagen von Familien handlungsleitend war und ist.

Eine Einrichtung eines zusätzlichen Gremiums wurde auf Grund der aktuell in Diskussion und Reformation befindlichen Netzwerkstrukturen einvernehmlich als wenig zielführend eingeschätzt.

Um jedoch der strukturellen Problematik Kinderarmut in Herne und der Thematik im Sinne einer Verantwortungsgemeinschaft gerecht zu werden sowie das Thema im Bewusstsein zu halten, wurde sich gemeinsam darauf verständigt, den Ausschuss für Kinder, Jugendliche und Familien einmal jährlich zur Darstellung und Diskussion zu den aktuellen Entwicklungen zu nutzen.

Dazu sollen bereichsübergreifend Verantwortliche in den Ausschuss eingeladen werden (z.B. Gesundheit, Bildung, Soziales, A). Der Auftakt hierzu könnte in einer Sitzung im Herbst 2021 erfolgen. Die Verwaltung trifft hierzu die erforderlichen Vorbereitungen.

Im Auftrag Närrlich Koordination Kommunale Präventionsketten

 

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