214.592 Kinder und Jugendliche in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften in den fünfzehn Ruhrgebietskreisen im Dezember 2021

Kinder und Jugendliche in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften

Die Zehn-Jahres-Entwicklung vom Dezember 2011 bis Dezember 2021

Erschreckende Zahlen fürs Ruhrgebiet und für Herne im Bereich der Armut von Kindern und Jugendlichen

Von 2011 bis 2021 stieg die Anzahl der Kinder und Jugendlichen in Hartz-IV-Lebensgemeinschaften im gesamten Ruhrgebiet um 13 Prozent. Der Spitzenreiter in dieser unrühmlichen Statistik ist die Stadt Gelsenkirchen mit einer Zunahme um 38,7 Prozent. Gefolgt von den Städten in der Kernzone des Reviers:  Mülheim an der Ruhr mit 22,5 Prozent, Duisburg mit 22,2 Prozent, Essen mit 16,9 Prozent, Herne mit 14,0 Prozent Bochum mit 12,5 Prozent.

Von Dezember 2011 mit 189.964 betroffenen Kindern und Jugendlichen stieg die Anzahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen in den fünfzehn Ruhrgebietskreisen im Dezember 2021 auf 214.592 (Anstieg um 13 Prozent).

Für Herne bedeutet das für den Anteil der Kinder und Jugendlichen von unter 18 Jahren in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften an der altersgleichen Bevölkerung, dass 29,9 Prozent im städtischen Durchschnitt in diesen Bedarfsgemeinschaften leben (7.741 Kinder und Jugendliche in Herne, Dezember 2021). Der Anteil in einzelnen Stadtteilen in Herne liegt weit über diesem Wert. Dieser Wert liegt für die vergangenen sechs Jahre in Herne konstant um die 30 Prozent. Fürs gesamte Ruhrgebiet beträgt dieser Wert 25,5 Prozent, d.h. mehr als jeder vierte Heranwachsende lebt in den fünfzehn Ruhrgebietskreisen in Hartz-IV-Lebensgemeinschaften. Für NRW (ohne das Ruhrgebiet) liegt der Wert bei 14,6 Prozent. Das verdeutlicht die enorme Benachteiligung der betroffenen Kinder und Jugendlichen, die im Ruhrgebiet leben, im Landesvergleich.

Diese Zahlen illustrieren die enorme Verstetigung des Problems der Armut von Kindern und Jugendlichen im Ruhrgebiet und in Herne. Im Klartext: Trotz aller Sonntagsreden über das Kindeswohl und über die Rechte von Kindern hat sich in den vergangenen sechs Jahren für die überwiegende Mehrheit der betroffenen Kinder und Jugendlichen praktisch nichts geändert.

Das Ausmaß der Armut von Kindern und Jugendlichen wird aber durch diese Zahlen der „SGB-II-Betroffenheit“ nicht umfassend abgebildet. In den Lebensgemeinschaften im sogenannten Niedriglohnsektor oder in den Lebensgemeinschaften mit einem Einkommen unter der Armutsgrenze von 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens wachsen ebenfalls Kinder und Jugendliche auf, die selten in der Statistik auftauchen.

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen ist es einfach beschämend, dass sich in Herne die Politik nicht durchringen kann, zur Bekämpfung der Armut von Kindern und Jugendlichen einen Runden Tisch mit allen Beteiligten, auch den sozialpädagogischen Fachkräften vor Ort in den Einrichtungen und Diensten, einzurichten.

Die Stadt Herne „glänzt“ schon längere Zeit mit ihrer fehlenden Aktualisierung der statistischen Aufarbeitung für diesen Bereich. Die entsprechende statistische Präsentation der neuen „Armutszahlen“ von Kindern und Jugendlichen durch die Stadt Herne im sogenannten Keck-Atlas der Bertelsmann-Stiftung lässt seit Dezember 2018 auf sich warten. Die „neuesten Zahlen“ dort beziehen sich auf das Jahr 2017. Wie heißt es so schön auf der Internetseite der Stadt Herne: „Der Atlas bietet vielfältige Möglichkeiten, ausgewählte Daten zur Lebensqualität und sozialen Teilhabe von Kindern, Jugendlichen und Familien in Herne zu visualisieren. Diese Daten sind eine wichtige Grundlage zur Weiterentwicklung kommunaler Präventionsketten in Herne.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

Norbert Kozicki

Dipl.-Sozialwissenschaftler

Quelle: Bremer Institut für Arbeitsmarkforschung und Jugendberufshilfe

Dank an den Kollegen Paul Schröder !

 

 

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