Jede siebte Kitaplatzsuche erfolglos, Rechtsanspruch wird im Osten öfter erfüllt.
Ost-West-Gefälle mal andersrum
Jede siebte Kitaplatzsuche erfolglos, Rechtsanspruch wird im Osten öfter erfüllt
Bundesweit würden zur Zeit knapp 300.000 Kinder im Alter von ein oder zwei Jahren in eine Kita gehen, wenn ihre Eltern nur einen Platz für sie fänden. Und dabei gibt es seit 1. August 2013 einen Rechtsanspruch darauf. Die aktuelle Zahl hat das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Freitag bekanntgegeben. Auf 857.000 Kitaplätze kommen demnach 1,16 Millionen Betreuungswünsche – jedes siebte Kind geht leer aus.
Das Institut hat ein »starkes Ost-West-Gefälle« ermittelt, wobei der Osten diesmal obenauf ist. Zum einen geben Eltern die Kleinen dort früher in die Kita. Spitzenreiter sind Brandenburg und Sachsen-Anhalt, wo es für mehr als 64 Prozent der Ein- bis Zweijährigen einen Betreuungswunsch gibt. In Baden-Württemberg liegt der Anteil bei 44,7 Prozent, beim Schlusslicht Bayern sind es 42,2 Prozent. Gleichzeitig gibt es im Osten deutlich mehr Kitaplätze, weshalb nur 6,6 Prozent der unter Dreijährigen leer ausgehen, im Westen sind es 14 Prozent. Offenbar sorgt die Kollektiverziehung in der DDR bis heute für ein anderes Selbstverständnis im Osten: Kinder gehören in Kindergärten, Herdprämien wie das Ehegattensplitting sind Bullshit von vorgestern.
Zumindest ersteres wird in bestimmten Fällen vom kapitalnahen IW-Institut geteilt. Laut Studienautor Wido Geis-Thöne gibt es heute für bundesweit 80,7 Prozent der Zweijährigen einen Betreuungswunsch. Viele der übrigen 19,3 Prozent könnten »nur in der Kita die deutsche Sprache erwerben«. Dafür müssten deren Eltern gewonnen werden, was »ein besonderes familienpolitisches Augenmerk« erfordere. Dass mangels Plätzen nur 66,4 der 80,7 Prozent überhaupt betreut werden können, lässt Geis-Thöne an dieser Stelle mal außen vor.
Ein Recht darauf haben und einen Kitaplatz bekommen, wird zweierlei bleiben. Der Anspruch ab dem vollendeten ersten Lebensjahr besteht seit mehr als zehn Jahren. Die baldige Erfüllung ist laut IW »eher unwahrscheinlich, da derzeit im Betreuungsbereich massive Fachkräfteengpässe bestehen«.