Grundrente floppt jetzt schon im Experiment !

Altersbezüge

Rente: Kann man von der Grundrente leben? Experiment ernüchtert

von Yannick Wenig FR

Die Grundrente soll Menschen, die in ihrem Berufsleben wenig verdient haben, helfen, besser über die Runden zu kommen. Reicht diese Zulage auf die Rente aus?

Frankfurt – Mehr Geld für einen sorgenfreieren Ruhestand. Das erhoffen sich viele Rentner:innen in Deutschland, die bisher eine eher geringe gesetzliche Rente beziehen, von der Grundrente. Sie soll insbesondere Menschen unterstützen, die lange gearbeitet und damit Pflichtbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben aber dennoch eine unterdurchschnittliche Rente beziehen. Anspruch auf die Grundrenten-Zulage haben laut Schätzungen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) um Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gut 1,3 Millionen der insgesamt rund 21 Millionen Rentenbezieher:innen in Deutschland.

Im Sommer 2020 hatte der Deutsche Bundestag die Grundrente verabschiedet, am 1. Januar 2021 ist diese schließlich in Kraft getreten. Das Geld aus der Zulage ist bei den Rentnerinnen und Rentner bisher allerdings noch nicht angekommen. Erst ab dem 1. Juli dürfen Betroffene mit den Grundrenten-Bescheiden rechnen. Darin erfahren die Senior:innen dann, ob sie von der Grundrente profitieren und wenn ja, wie hoch der Zuschlag auf die gesetzliche Rente ausfällt.

Grundrente: Reicht der Zuschlag auf die Rente aus? Experiment soll Aufschluss geben

Aber löst die Aufstockung gering ausfallender Renten wirklich das Problem drohender Altersarmut? Um diese Frage zu beantworten, hat der private Fernsehsender RTL ein Experiment gestartet. Um zu sehen, ob die durch die Grundrente aufgebesserten Altersbezüge zum Leben reichen, hat sich eine 48-jährige Verkäuferin als Testperson zur Verfügung gestellt. Seit der Geburt ihres Kindes ist sie in Teilzeit beschäftigt. Obwohl die Probandin bereits 31 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, sind die Rentenaussichten ernüchternd. Laut ihrem aktuellen Rentenbescheid steht der Frau lediglich eine Rente in Höhe von 482 Euro im Monat zu. Ohne ihren Ehemann würde ihr Altersarmut drohen, berichtet rtl.de.

Aus einer in dem Experiment durchgeführten Berechnung geht hervor, dass die Rente bis zum Renteneintrittsalter inklusive des Grundrenten-Zuschlags auf einen Bruttowert von 850 Euro monatlich ansteigt. Nach der Versteuerung der Rente bleibt demnach ein Nettowert von 700 Euro übrig, der der Testperson jeden Monat zum Leben bleibt. Allerdings: Mit diesem Geldbetrag muss die 48-Jährige auch sämtliche Fixkostenrechnungen wie Miete, Versicherungen und öffentliche Verkehrsmittel begleichen.

Trotz Grundrenten-Zulage: Nach Abzug der Fixkosten bleiben 172 Euro von der Rente

Unterm Strich und nach Abzug sämtlicher monatlicher Fixkosten der Probandin blieben ihr noch 172 Euro des Geldes aus ihrer Rente. Für die Dauer des Experimentes hat RTL zwei Wochen festgelegt. In diesem Zeitraum stand der Frau somit die Hälfte des monatlich übrig gebliebenen Geldes zur Verfügung – und zwar lediglich 86 Euro. Alleine ein Lebensmittel-Einkauf als Teil des Experimentes kostete sie gut 29 Euro. Und das ohne Getränke und Toilettenartikel, wie die Probandin von ihren Erfahrungen berichtete.

Feste monatliche Ausgaben der Testperson Kosten
Miete 362 Euro
Strom/Gas/Internet 60 Euro
Handy- und Festnetzanschluss 25 Euro
Sachversicherungen 20 Euro
Öffentliche Verkehrsmittel 51 Euro
Kontoführungsgebühren 10 Euro
Quelle: rtl.de

Schnell wurde deutlich, große Ausgaben sind trotz der Zulage aus der Grundrente mit solch geringen Altersbezügen nicht möglich. Nach Ablauf des zweiwöchigen Experimentes blieben der Frau gerade einmal drei Euro übrig – und das trotz massiver Einschränkungen und drastischen Kürzungen der Ausgaben.

Rente: Testperson spricht trotz Grundrenten-Zulage von Zweifeln und Panik

Entsprechend deutlich fiel auch ihr Resümee nach dem Renten-Experiment aus. „Der Verzicht auf die Freizeit war für mich das Schlimmste“, sagte sie. „Da hatte ich schon ganz schöne Panik, das sage ich ganz ehrlich“, gibt sie Einblicke in ihre Gefühlswelt. Vor allem habe sie in der Zeit des Experiments auch Zweifel an sich selbst gehegt. Die Angst davor, am Ende mit nichts dazustehen und sich selbst den Vorwurf zu machen, zu viel Geld ausgegeben zu haben, beschäftigte sie, wie sie zu verstehen gibt.

Das RTL-Experiment zeigt, wie prekär die finanzielle Situation für viele Menschen im Alter ist. Besonders von drohender Altersarmut betroffen sind Frauen, die wegen der Kinderbetreuung oder Teilzeitbeschäftigungen weniger in die Rentenkasse einzahlen und schlussendlich auch eine geringere gesetzliche Rente beziehen. Die Grundrente soll genau in diesen Fällen Abhilfe schaffen. Allerdings – und das zeigt das Experiment des TV-Senders – reicht selbst die aufgestockte Rente nicht für einen Ruhestand fernab von finanziellen Nöten. Aus diesem Grund ziehen einige Rentnerinnen und Rentner in Betracht, auch im gehobenen Alter arbeiten zu gehen, um die Rente aufzustocken. (Yannick Wenig)

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