Paritätisches Jahresgutachten 2019: Fast 3 Millionen mit Zweitjob – 7,6 Millionen mit „Grundsicherungs“-Leistungen

„Die wachsende Einkommensarmut verschärft sich durch die ungleiche Lohnentwicklung. Dass Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat auf der Grundlage von Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) herausgefunden, dass das Realeinkommen der privaten Haushalte in Deutschland zwischen 1991 und 2016 um durchschnittlich 18 Prozent gewachsen ist.
Dabei wuchsen die Einkommen bei dem einkommensstärksten Zehntel der Bevölkerung real sogar um 35 Prozent, während die Einkommen des einkommensärmsten Zehntels der Bevölkerung in diesem Zeitraum real sogar 8 Prozent ihres Wertes verloren haben.“ (Gutachten)

 

Paritätisches Jahresgutachten 2019

In seinen Jahresgutachten untersucht der Paritätische regelmäßig anhand von amtlichen Daten und der Bundesgesetzgebung, wie es um die soziale Lage und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland steht.

Es ist offenkundig: Deutschland ist vielfach gespalten, und Spaltungsprozesse nehmen eher zu als ab: Zwischen prosperierenden und abgehängten Regionen, zwischen Arm und Reich, Alt und Jung, zwischen den Geschlechtern und zwischen Einheimischen und Zugewanderten. Die Ursachen für diese Spannungen und Konflikte sind vielfältig und nicht nur sozialer, sondern auch kultureller Natur.

Der Paritätische legt nun schon zum sechsten Mal neben regelmäßigen Berichten zur Armuts- und Ungleichheitsentwicklung in Deutschland einen eigenen Bericht zur Entwicklung des sozialen Zusammenhalts vor. Er versteht sozialen Zusammenhalt – vom Europarat definiert als „Fähigkeit einer Gesellschaft, das Wohlergehen all ihrer Mitglieder zu sichern und durch Minimierung von Ungleichheiten und Vermeidung von Marginalisierung Unterschiede und Spaltung zu bewältigen sowie dieMittel zur Erreichung desWohlergehens aller zu gewährleisten“ – als eine gesamtgesellschaftliche Zukunftsfrage: „Gesellschaften, in denen es Spaltung und Ungleichheit gibt, sind nicht nur ungerecht, sie können auf lange Sicht auch keine Stabilität garantieren.“

Wachsende soziale und regionale Disparitäten und der Verlust an sozialem Zusammenhalt – sogenannte Kohäsionskrisen – sind auch eine Gefährdung des gesellschaftlichen Miteinanders und der Demokratie. Die erschreckenden Wahlerfolge der rechtsextremen AfD belegen das, auch wenn sie nicht auf eine einfache Ursache reduziert werden können.

Sozialer Zusammenhalt und gleichwertige Lebensverhältnisse bauen aufeinander auf und bedingen einander. Beides sind soziale Qualitäten, die in den vergangenen Jahren erodiert sind. Das Paritätische Jahresgutachten analysiert diese Entwicklungen und will bestehende Defizite und Problemlagen, aber auch positive Entwicklungen und Handlungschancen aufzeigen.

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