Studie: Arme und von Armut bedrohte Haushalte haben eine deutlich höhere Mietkostenbelastung als Haushalte, deren Einkommen im mittleren oder oberen Einkommensbereich liegen.

VORWORT:

BEZAHLBARER WOHNRAUM FÜR ALLE?

DAS MUSS MÖGLICH SEIN!

Es gibt ein Recht auf angemessenen Wohnraum. Und es gibt eine Verpflichtung für Politik und Gesellschaft, Bedingungen dafür zu schaffen, dass Menschen gut leben können. Doch gelingt das in Deutschland?

Wunsch und Wirklichkeit liegen an manchen Orten leider weit auseinander, denn zu beobachten ist: Mieten und Immobilienpreise steigen, und gerade Familien werden auf der Suche nach angemessenem und bezahlbarem Wohnraum häufig an den Rand von Großstädten gedrängt.

Die vorliegende Untersuchung geht dieser Beobachtung nach und wirft erstmals ein helles, leider auch erschreckend grelles Licht auf den Anteil steigender Mieten am Einkommen von unterschiedlichen Haushaltstypen. Das Ergebnis: Familien, Singles und Alleinerziehende, die im unteren Einkommensbereich liegen und in Großstädten wohnen, müssen für die Miete besonders tief in die Tasche greifen. Arme und von Armut bedrohte Haushalte haben eine deutlich höhere Mietkostenbelastung als Haushalte, deren Einkommen im mittleren oder oberen Einkommensbereich liegen.

 

Anders gesagt: Dort, wo wenig Geld ist, nimmt also auch noch die Miete einen überdurchschnittlich großen und steigenden Teil des Einkommens weg und verfestigt soziale Schieflagen. Dieses Geld fehlt an anderer Stelle, z. B. für die Kita-Gebühren oder die neue Winterjacke. Wer (in finanzieller Hinsicht) arm ist, wohnt sich also ärmer.

Noch eine Erkenntnis aus diesem Analysepapier: Familien mit geringem Einkommen können ohne zusätzliche Sozialleistungen ihre Miete häufig gar nicht mehr zahlen. Können und wollen wir uns das als Gesellschaft leisten? Müssen politische Maßnahmen wie die Mietpreisbremse oder Wohngeld das ausgleichen, was ein entfesselter Wohnungsmarkt nicht leistet: eine bezahlbare Miete, die Familien noch Luft für die Anschaffung der Dinge des täglichen Lebens lässt? Oder sollte es nicht noch weitere Maßnahmen geben, die hier steuernd und ausgleichend wirken?

Aus den Ergebnissen dieses Analysepapiers lassen sich im Wesentlichen folgende Empfehlungen ableiten:

1.Die Politik muss in Bezug auf die Problematik steigender Wohnkosten insbesondere von Armut betroffene Haushalte in den Blick nehmen.

2.Vor allem Alleinerziehende und Alleinlebende in Großstädten sind in besonderem Maße von überdurchschnittlicher Mietkostenbelastung betroffen und schon jetzt durch den Mietpreisboom von stark zunehmenden Mietkosten bei weniger stark steigendem Einkommen belastet. Eine Spirale: Sie sind dadurch noch stärker von Armut bedroht als ohnehin.

3.Um angemessenen Wohnraum für alle Familien bereitstellen und garantieren zu können, reicht es nicht aus, nur die Subjektförderung durch Erhöhung finanzieller Zuschüsse zu den Wohnkosten in den Blick zu nehmen. Es gilt vielmehr, ebenfalls die Objektförderung wieder stärker in den Fokus zu nehmen und damit bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

4. Die Auswirkungen der derzeit weiter steigenden Miet- und Immobilienpreise werden zeitverzögert und erst in Zukunft auf die Haushalte treffen. Wenn jetzt vorausschauend Politiken entwickelt werden, können weitere soziale Schieflachen abgemildert werden. Auch wenn Sie als Leser_in andere Antworten finden: Das Thema Wohnen ist zu einer der großen sozialen Fragen dieser Zeit avanciert. Analysen wie diese helfen, den Blick zu schärfen und aus einer vagen Vermutung, dass es manche Gruppen schwer haben, angemessenen oder gar neuen Wohnraum in der Stadt zu finden, Gewissheit zu schaffen. Nur so können Politiken entwickelt werden, die dort ankommen, wo Hilfe nötig ist, und die soziale Härten abfedern.

Wir bedanken uns ausdrücklich beim Zukunftsforum Familie e. V. (ZFF) für die redaktionelle Begleitung dieser Publikation und für die Zusammenarbeit in diesem Projektbereich. Wir wünschen eine erkenntnisreiche Lektüre.

Kim Mercedes Osterwald-Krach  Forum Politik und Gesellschaft

Die komplette Studie hier:

http://library.fes.de/pdf-files/dialog/15886-20191220.pdf

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