Bezogen auf die Regelungen des Gesetzesentwurfs gab es bereits eine erste Simulation der Effekte dieser Reform. Im Auftrag des BMAS hatten Ende des vergangenen Jahres Wissenschaftler*innen vom ifo Institut und vom ZEW Mannheim unter der Überschrift „Zur Reform der Transferentzugsraten und Verbesserung der Erwerbsanreize“ auch finanzielle Auswirkungen der Kindergrundsicherung nach dieser Gesetzentwurf auf die Haushaltseinkommen der Familien analysiert (BMAS 2023, S. 49ff.). Trotz fehlender Verbesserungen der Leistungen im Vergleich zum Status quo kamen die Berechnungen zu dem Schluss, dass insbesondere Alleinerziehenden-Haushalte von einer derartigen Reform finanziell profitieren könnten. Dies liege insbesondere an veränderten Regelungen zur Anrechnung von Unterhaltsleistungen in dem Gesetzentwurf.Im Auftrag der Böckler Stiftung haben nunmehr die beiden Wirtschaftswissenschaftler Tom Krebs und Martin Scheffel die Effekte der vorgeschlagenen Reform analysiert. Ein zentrales Ergebnis: wenn die berechtigten Kinder und Jugendlichen die ihnen zustehenden Leistungen in Anspruch nehmen, verbessert sich die finanzielle Situation der Haushalte und die Kinderarmut sinkt auch relativ schnell um etwa zwei Prozentpunkte. Weitere Ergebnisse der Simulationsrechnung: die Aussichten auf bessere Bildungsabschlüsse und damit auch auf höhere Einkommen in späteren Leben steigen ebenfalls. Nach ihren Ergebnissen würde nicht nur Kinderarmut reduziert, sondern es ergäben sich mittel- bis langfristig auch positive ökonomische und fiskalische Effekte. Eine Zusammenfassung zentraler Befunde und ein link zu der Expertise finden sich anbei.Eine Anforderung an die Erarbeitung einer Kindergrundsicherung war, dass die Kinder und Jugendlichen selber auch beteiligt werden; schließlich sind sie die Experten ihres eigenen Lebens. Um diesen Impuls aufzugreifen, wurde das Deutsche Jugendinstitut mit einer Studie zur Erhebung der subjektiven Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen beauftragt. Die Ergebnisse dieser Erhebung wurden nunmehr auch vorgelegt. Die Autor*innen betonen in ihren Schlussfolgerungen, dass es sinnvoll ist über direkte Gespräche Kinderarmut zu kontextualisieren. Kinder und Jugendliche vermeiden aus Gründen des Selbstschutzes vielfach die Selbstbeschreibung als arm, Armut werde vielmehr als „Normalität“ erlebt und vor allem in Gestalt von teilweise gravierenden Armutsfolgen berichtet (Mangel und Verzicht mit der Gefahr von sozialer Exklusion). Wenig überraschend ist, dass finanzielle Unterstützungssysteme den Kindern nicht bekannt sind und hier die Eltern in der Verantwortung gesehen werden.